25 Jahre Freiwilligen-Zentrum

Eine Win-Win-Situation

AUGSBURG – Das Nashorn heißt Willi und der Vogel Freia. Zusammen stehen die beiden Comic-
figuren für das Augsburger Freiwilligen-Zentrum, das in diesem Jahr 25-jähriges Bestehen feiert. Die beiden versinnbildlichen das, worum es in der Einrichtung geht: Sie tun jeweils etwas für den anderen (natürlich ohne Bezahlung), und damit geht es beiden besser. 

Der Madenhacker befreit das Nashorn von lästigen Insekten, und das Nashorn gewährt dem Vogel dafür Schutz und Nahrung. Wolfgang Krell, Geschäftsführer des Freiwilligen-Zentrums, will Bürgern mit diesem Bild klarmachen: Wenn ihr euch einsetzt, profitiert das Gemeinwesen.

1997 gründete der Caritas-Verband in ganz Deutschland Freiwilligen-Zentren, insgesamt 14. In Augsburg wurde der Sozialverband SKM Träger. Der Kirche war häufig vorgeworfen worden, sie suche nur freiwillige Mitarbeiter für ihre eigenen Aufgaben, was aber laut Krell gar nicht stimmte. 

In dieser Zeit war gleichzeitig ein Wandel im Ehrenamt zu beobachten: Es gab zwar Engagierte, aber die wollten sich zunehmend nicht mehr langfristig und verbindlich verpflichten – bis heute ein Problem für viele Vereine. Es war zu klären, wie sie sich einsetzen konnten. Zu Beginn stand Beratung im Mittelpunkt. Die freiwilligen Tätigkeiten lagen nicht nur im Bereich der Caritas, sondern sollten auch der Stadtgesellschaft zu Gute kommen.

Heute hat das Freiwilligen-Zentrum zwölf hauptamtliche Mitarbeiter (fast alle in Teilzeit) und betreut rund 2000 einsatzbereite Bürger. Die Anfänge waren nach den Worten von Krell bescheidener. In den ersten Jahren war auch die Finanzierung ungeklärt. Die ersten Mittel kamen von der „Glücksspirale“, und die Arbeitsagentur bezahlte im Rahmen von Arbeitsbeschaffungs-Maßnahmen zwei Stellen. Der SKM war nur kurzzeitig Träger, aber der SKM-Bundesverband in Düsseldorf sprang ein. 

Seit 2009 ist das Freiwilligen-Zentrum eine gemeinnützige GmbH mit dem SKM Augsburg und dem Bundesverband als Gesellschafter. Wichtigster Zuschussgeber ist die Stadt Augsburg. Seit 20 Jahren gibt es zudem einen Förderverein, der die Arbeit finanziell unterstützt.

Im Lauf der Zeit initiierte das Freiwilligen-Zentrum zahlreiche Projekte, in die sich der Großteil der Ehrenamtlichen einbringt. So gibt es die „Sprachpaten“, die Asylbewerbern beim Lernen der deutschen Sprache helfen, oder das Projekt „Kleine Entdecker“, bei denen Kinder für naturwissenschaftliche Experimente begeistert werden sollen. 

Aber auch ohne besondere Qualifikation kann man sich einbringen, etwa als „Eintütler“: Die Stadt versendet öfters Briefe in hohen Stückzahlen und jemand muss die Schreiben in die Briefumschläge stecken. Wie Krell sagt, war man anfangs skeptisch, ob man damit Ehrenamtler betrauen soll, aber es zeigte sich, dass es Bürger gibt, die gern in geselliger Runde beim Eintüten zusammensitzen. 

Man fand auch ein Angebot für Leute, die nicht viel Zeit für Engagement haben: Die „Sporadis“ helfen beim Aufbau und der Durchführung von Veranstaltungen, aber nur dann, wenn es ihnen gerade passt.

Speziell für Schüler gedacht ist das Projekt „Change-in“: In Augsburg machen das alle Achtklässler aus allen Schularten. Sie leisten in Form eines Schnupperengagements 40 Stunden ehrenamtliche Sozialarbeit für Hilfsbedürftige, also Alte oder Menschen mit Behinderungen. Sie entlasten die Einrichtungen und lernen schon vor Berufspraktika eine Tätigkeit kennen.

Nach dem Eindruck von Krell ist es nicht so, dass Menschen sich heute nicht mehr engagieren wollen. Viele wollten gern etwas tun, womit sie etwas bewirken können, das für sie Sinn hat. Aber die Vereine, die vor allem von Ehrenämtern leben, müssten flexibler werden. 

Beim Freiwilligen-Zentrum gilt: Man muss Zeit mitbringen, aber alle etwa entstehenden Kosten werden ersetzt. Die Freiwilligen sind auch im Ehrenamt versichert. Andererseits gibt es keine Stundenpauschale, denn man sollte sich nicht engagieren, weil man sein Einkommen aufbessern möchte, sondern weil man das, was man im Ehrenamt macht, gern tut und es allen nützt. Freia und Willi leben es vor.

Andreas Alt

Infos: www.freiwilligen-zentrum-augsburg.de.

13.02.2022 - Bistum Augsburg , Ehrenamt